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Perbersdorf statt Havanna

Hundert Prozent Ostarrichi: Der Steirer Winzer Johannes Rauch – nomen est omen – ist der einzige in ganz Österreich, der Zigarren aus eigenen Tabakpflanzen rollt.

Von dem österreichischen Arzt Sigmund Freud, Begründer der umstrittenen Psychoanalyse, stammt das Zitat: „Der Mensch ist eben ein unermüdlicher Lustsucher.“ Er meinte damit auch und vor allem sich selbst, denn er war ein Hedonist par excellence. Die Zigarre nahm dabei einen besonderen Platz ein. Freud rauchte bis zu 30 Stück am Tag und redete sich ein, dank des Tabaks konzentrierter zu arbeiten und selbstbeherrschter zu sein. US-Schauspielerlegende Clint Eastwood, ebenfalls ein überzeugter Aficionado, formulierte es banaler: „Nimm ein paar Züge, dann kannst du gut kacken.“

Johannes Rauch grinst, wenn man ihn auf solche „Kollegen“ anspricht. Er selbst ist in erster Linie ja Winzer, und zwar schon in dritter Generation. Im Keller des Weinhofs seiner Familie nahe Perbersdorf, das zur Marktgemeinde St. Peter am Ottersbach in der Südoststeiermark gehört, reifen sortenreine Spitzenweine sowie elegante weiße und rote Cuvées aus den hier typischen Rebsorten. Wer Johannes besucht, bekommt zuerst einmal einen frischen Gelben Muskateller eingeschenkt. Dabei wandert der Blick im Degustationsraum zu den dicken, 16 Zentimeter langen „Ostarrichi“-Zigarren, zu den Mini-Zigarillos im Fünfer-Pack, zum Pfeifentabak. Auf die Frage „Wie kommt’s?“ folgt dann doch eine ziemlich komplexe Antwort, denn ganz so einfach ist es nicht, wenn man in einem Hochbürokratieland eine alte Tradition wiederbeleben will.

Bis Mitte der 1990er Jahre spielte der Tabakanbau im Süden der Steiermark eine bedeutende Rolle. Rund um „I-will-ham-nach-Fürstenfeld“ und im Feistritztal wurde das Nachtschattengewächs mit den großen Blättern angebaut. „Das milde Klima und der Boden lassen nicht nur Wein, sondern auch Tabak gedeihen“, erklärt Johannes. „Unser Sommer ähnelt dem Winter in Kuba, der Heimat vieler hochwertiger Zigarren. Das sind gute Voraussetzungen für beste Qualität.“ Auch Johannes‘ Großvater Alois baute die als „Zauberkraut“ bezeichneten Pflanzen an. Er durfte daraus jedoch Rauchprodukte nicht selbst herstellen, sondern musste die getrocknete Ware an die Austria Tabakwerke verkaufen – das staatliche Monopol schrieb es so vor.


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