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Allgäu Classics 2023 – Unterwegs mit der Großfamilie

Sommer in Balderschwang. Heiß und lang sind die Tage, hier im Westallgäu, nur einen Steinwurf von der österreichischen Grenze entfernt. Bereits zum zwölften Mal starten hier die Allgäu Classics: 345 Kilometer. 3 Gebirgspässe. 34 Oldtimer. Jede Menge Überraschungen. Und die Allgäu Classics Familie. Wer nun aber denkt, das sei nichts weiter als eine simple Oldtimerrallye, der hat die Rechnung ohne „den Paten“ gemacht.


Familie ist alles

Wir treffen uns in Torghele's Wald & Fluh, einem wunderbaren Wellnesshotel im Grünen. Es ist ein freudiges Wiedersehen. Man kennt sich. Und wer wie ich zum ersten Mal dabei ist, der kann sich auf die offenen Arme der Familie verlassen. Ich fühle mich wohl!


Schnell füllt sich der Parkplatz. Echte Unikate. Tolle Hingucker der unterschiedlichsten Baujahre. Seltene Raritäten. Ach ja, und natürlich Oldtimer! Schnell wird mir klar, dass es hier nicht (nur) um Autos geht. Im Vordergrund stehen die Menschen, die Freundschaften und das gemeinsame Erlebnis. Die Oldtimer: sozusagen der Kitt, der diese Gesellschaft zusammenhält.


Bei all der Freude darf eines natürlich nicht fehlen: Die Sicherheit. Darum durchfährt jeder Oldtimer bei der Einfahrt ein mobile Prüfstation des TÜV Süd. Wenn Herz und Nieren unauffällig sind, gibt’s die Plakette und grünes Licht: Willkommen in der Familie!


Mitglied der Familie zu sein, bedeutet aber auch Leistung zu erbringen. Vier Tage ist der Spaß nämlich keineswegs nur auf dem Asphalt zu finden. Challenge Nummer 1 ist fällig, da sind die Fahrer noch nicht einmal aus ihren Fahrzeugen gestiegen. Eine Schätzfrage, die manch einer auch für eine Scherzfrage hält. Aber wer weiß schon, wie hoch das Fahrzeug ist, in dem man sitzt?



Die abschließende Siegerehrung wird in vier Tagen allerdings zeigen, dass sich einige Fahrer offensichtlich akribisch vorbereitet haben. „Der Pate“ dagegen hat vorgesorgt, das ein oder andere Überraschungsmoment eingebaut. Alle weiteren Vorbereitungen: damit obsolet!

Organisiertes Vergnügen

In Sachen Kreativität haben sich die Organisatoren im Hintergrund so einiges einfallen lassen. Spielzeugautos. Drohnen. Kraft, Geschick und Können. Kultur und Kulinarik. Die Challenges am Wegesrand lockern dabei das Fahren auf und sorgen dafür, dass man gleich mehrmals am Tag zusammenkommt. Bestens organisiert starten also die Allgäu Classics 2023 – mit einer Wanderung!


Schon auf dem Weg ins nahegelegene Tipi-Lager kann ich viel Licht ins Dunkel bringen. „Der Pate“ – mit bürgerlichem Namen übrigens besser bekannt als Hans-Peter Gaukler, bisweilen auch Don H.P. genannt, ist nämlich tatsächlich in den Hintergrund getreten. Der Allgäu Classics-Erfinder hat sein Baby großgemacht – und genießt nun den Ruhestand. Zumindest fast. Der Profifotograf steht nämlich immer noch mit Rat und Tat seinem Nachfolger zur Seite: Matthias Gierlich.


Zusammen ergibt das ein sympathisch humorvolles Team, mit der nötigen Lässigkeit und einer gehörigen Portion Selbstironie. Man sitzt beisammen, als würde man sich schon ewig kennen. Hat Spaß. Spricht offen – selbst als der Abend etwas länger wird. Aber was solls. Es bleibt ja alles in der Familie!


Am späten Abend dann ein erstes Highlight: Christian Abt steht eigentlich für zahlreiche Siege und Meistertitel im Motorsport. Der Kemptner hat sich aber auch einen Namen als Spezialist für hochwertige und exklusive Restaurierungen gemacht. „Christian Abt Classic“ präsentiert im Torghele´s das PROJECT "1967". Vor mir steht eine waschechte Weltpremiere, die anfangs aber noch still unterm schwarzen Vorhang schlummert.


Sportlich, stilvoll, elegant!

Blitzlichtgewitter, während draußen der Sommerregen prasselt. Ein wahrlich besonderer Moment, den die Familie hier gemeinsam feiert. Als dann aber schließlich der Vorhang fällt, verändert sich die Stimmung schlagartig. Spannung und Vorfreude weicht Faszination und Staunen. Wow!


Um die Bedeutung des letzten luftgekühlten Porsche 911 aus der Baureihe 993 zu würdigen, gelang dem Team von Christian Abt Classic etwas ganz Besonderes: Der 993, ausgestattet mit den Highlights des 911er, strotzt geradezu vor Liebe. Liebe zum Detail. Zur Handwerkskunst. Zur Technik und Ästhetik. Wenig später donnert schon der Motor. Einsteigen und das Gewitter wirken lassen!


Sportlich, stilvoll und elegant geht es dann auch schon am nächsten Morgen auf die Straße. Die Berge wolkenverhangen. Die Straße regennass. Und die ein oder andere Kuh, die müde über die Fahrbahn schlendert. Allgäu halt!


Diese Alpenromantik aber füllt sich von der Einfahrt des Torghele´s zunehmend mit rollender Zeitgeschichte. Ein türkisfarbener Porsche PRE-A 356 aus dem Jahre 1953 führt das Feld an. Ein schwarzer Jaguar XK 120 SE mit der Startnummer 2, gebaut nur ein Jahr später. Ein Himmelblauer Mercedes-Benz 230 SL: Die Pagode, aus dem Jahre 1964. Christian Abt fährt einen knalligen 911er ST mit der Startnummer 11.


Und ein 560 SL, immer mutig mit offenem Verdeck, auch wenn die Wolken dunkel am Himmel hängen. Startnummer: Fehlanzeige. Auf der Seite dieses Wagens stehen nur vier Buchstaben: PATE.

Mit dem Roadbook durch die Alpen

Knappe 170 Kilometer stehen heute auf dem Plan. Erster Stopp: Dornbirn. In der Filiale der Hollfelder Juweliere wartet nicht nur eine weitere Challenge, sondern auch eine Tasse Espresso. Der Effekt ist groß! 34 wunderschöne Oldtimer rollen fast zeitgleich ein, ziehen die Blicke auf sich – und bringen Farbe in den grauen Stadtalltag.


Auch Winfried und Karin Hollfelder treffen pünktlich ein. Mit ihrem leuchtendroten 1303 LS Cabrio Käfer sind sie selbst nicht nur Teilnehmer, sondern ebenso Partner der Allgäu Classics und natürlich schon langjährige Familienmitglieder. Stopps wie diese erscheinen mir da von besonderer Bedeutung. Man kommt einmal mehr ins Gespräch. Man lernt sich kennen. Tauscht sich aus. So wächst die Familie zusammen.

Weiter geht’s, über sanft geschwungene Landstraßen, bis hinauf auf den St. Anton-Pass. 1110 Meter hoch, mit einem traumhaften Blick ins Rheintal. Hier oben befinde ich mich am höchsten Punkt der Höhenstrasse, die das Appenzeller Vorderland mit dem St. Galler Rheintal verbindet. Die Wolkendecke scheint zum Greifen nah. Durchatmen!


Bis zum Abend habe ich viele weitere solcher Ausblicke erhaschen können. Ich habe mit einem Bogen geschossen und das Bregenzer Festspielhaus besucht. Gemeinsam mit der Familie konnte ich sogar einen exklusiven Blick hinter die Seebühne werfen. Sie ist die größte ihrer Art weltweit und sogar Schauplatz im Bond-Film „Ein Quantum Trost“.


Weiter navigiere ich mich nun mit den Roadbook über die Sträßchen. Nichts ist dem Zufall überlassen. Navigationssysteme? Von gestern! Heute schafft die Nostalgie nicht nur Stimmung, sondern auch Achtsamkeit. Oldtimer fahren, so spüre ich da zum ersten Mal selbst, das hat schon irgendwie was!

Jonas Regele und Helmut Weiß

Mercedes-Benz 230 SL Pagode, Baujahr: 1964, Startnummer: 9


“Wir sind aus München und dem Ostalbkreis angereist. Seit neun, bzw. seit fünf Jahren gehören wir der Familie an. Mit dem himmelblauen 230 SL fahren wir bereits zum dritten Mal mit. Aber wir wechseln immer durch. Letztes mal fuhren wir einen 450 SL und davor einen 560 SL. Unser Highlight der Allgäu Classics war die Überfahrung des Furkapasses, als endlich die Wolkendecke aufriss!“

Weitblicke, Ausblicke, Augenblicke!

Bevor wir wieder zurück in Richtung Balderschwang cruisen, noch eine weitere Challenge: Der Allgäu Classics Partner UVEX hat hierfür kurzerhand einen idyllischen Landstraßenabschnitt besetzt und ruft zum „Genussmoment 20 Sekunden“ auf. Der abgesteckte Streckenabschnitt ist dabei in exakt 20 Sekunden zu befahren. Gar keine so leichte Aufgabe. Den Gewinnern allerdings gelingt eine wahre Meisterleistung. Sie verfehlen die 20 Sekunden nur um wenige Hundertstel!


Fürs Mitmachen bekommt aber erstmal jeder eine Sonnenbrille aus dem Hause UVEX. Auch meine Wenigkeit, die den 20 Sekunden nicht einmal im Zehntel-Bereich nahegekommen ist. Doch auch wenn das Wetter gerade nicht den Anschein erweckt: Eine Sonnenbrille werde ich bald schon brauchen. Der Wettergott meint es nämlich gut mit uns! Die Alpenidylle, sie klart langsam auf. Felder, Wiesen, Wälder. Und dahinter immer häufiger: Berge! Unser Wetterfenster naht!

Den Abend verbringen wir im Hotel. Don H.P., über den man schreibt, dass er eigentlich im Hintergrund zu finden sei, im Zweifel aber auch mal an der Bar, erzählt. Von den ersten Allgäu Classics 2011, wie er die Idee fand, und wer schon alles vor seiner Kameralinse stand. Hans-Peter Gaukler ist ein echtes Unikat. Sein Spirit lebt zweifelsfrei in dieser Rallye – und ich finde zunehmend Spaß daran. Später feiern wir gemeinsam bis in die Nacht.


Zuvor aber bleibt mir nur noch den Wellnessbereich und die BBQ-Party zu genießen. Glücklich und zufrieden würden mir da schon bald die Augen zufallen. Doch die Liveacts will sich dann doch niemand entgehen lassen. Handgemachte Musik. DJs. Und ein Magier, der die Familie wortwörtlich verzaubert. Altbackene Zaubertricks? Mitnichten! Auch diese Künstler haben das Zeitalter der Digitalisierung erreicht und tricksen nicht nur mit Karten, sondern mal eben auch mit meinem Handy. Zwischen Ratlosigkeit und Faszination machen wir alle große Augen. Noch wichtiger aber: Gemeinsam sitzen wir an einem großen Tisch. Dieser Abend hat uns endgültig zusammengeschweißt.

Maik Zuber und Tescha Zuber

Mercedes-Benz 190 SL Pagode, Baujahr: 1965, Startnummer: 6


„Wir kommen aus dem Westallgäu, also fahren wir bei diesen Allgäu Classics fast durch unsere Heimat. Dabei sind wir nun schon zum vierten Mal. Unsere grüne Pagode ist für mich etwas ganz Besonderes. Das liegt auch an ihrer wunderschönen Farbkombination, mit welcher sie zum schönsten Auto der Allgäu Classics 2023 gewählt wurde. Darauf sind wir sehr stolz und dankbar, denn in dem Auto steckt viel Arbeit und Herzblut. Einen konkreten Höhepunkt der vier Tage können wir gar nicht nennen. Es ist das Gesamtkonzept und die Familie, die uns immer wieder überzeugt. Nächstes Jahr sind wir wieder hundertprozentig wieder dabei!“

Doppelpass!

Wieder fädelt sich die Kolonne geschickt in die Landstraße. Im Torghele´s, über vier Tage exklusiv für das Allgäu Classis geöffnet, kehrt Ruhe ein. Anders auf der Straße: Ich bin „on the road again“ und zudem voller Vorfreude. Denn heute geht es hoch hinaus!

Kleine Randnotiz: Gestern Abend rollten die Fahrzeuge verschmutzt, teils sogar beschädigt auf dem Hof ein. Roberto Mercuris Moment! Er hat seinen Putzfimmel zum Beruf gemacht und stieg bereits 2011 mit RM Quality CarCare ins Geschäft ein. Autos geputzt hat er allerdings schon als Fünfjähriger. Mittlerweile hat er sich zweifelsfrei zum besten Aufbereitungstechniker weit und breit gemausert. Am frühen morgen glänzt daher nicht nur der Lack, sondern auch das Interieur. Lederpflege. Trockeneisreinigung. Aufwändige Handarbeit. Selbst zerbrochene Scheinwerfergläser sind plötzlich wieder heil. Woher der Tüftler über Nacht derart seltene Ersatzteile auftreiben konnte, bleibt mir allerdings ein Rätsel.


1486 Meter ist das Faschinajoch hoch. Dort oben hängen noch immer die letzten Nebelfetzen – der Ausblick muss warten. Zum Umschauen aber bleibt aber ohnehin nur wenig Zeit, denn die Challenge „Höhenflug“ ist wörtlich zu nehmen. Mit einer Fernbedienung in der Hand steuere ich eine Drohne durch den Parcours, Wind und Wetter würzen diese Aufgabe mit einer gehörigen Portion Extraspannung.


Schon zur Mittagszeit klart es dann endgültig auf. Im Großen Walsertal genieße ich mein Schnitzel unterm blauen Himmel und versuche mich beim Golfen. Hierfür hat Allgäu Classics Partner Wir machen Druck das Golfen neu erfunden: Golf mal in den Golf. So lautet der Auftrag. Mit offenem Verdeck und geöffneter Tür chippe ich gekonnt drei Kunststoffgolfbälle - am 1er Golf vorbei. Macht aber nichts. Dabei sein ist doch eh schon längst alles!



Darüber sind sich auch alle am zweiten Bergpass des Tages einig. Das Furkajoch mit seinen stolzen 1759 Metern zeigt sich von seiner besten Seite. Auf zum großen Finale! Blühende Almwiesen. Weite Täler. Schroffe Berge. Und irgendwo dazwischen 34 Oldtimer. Ein wunderes Erlebnis. Und offensichtlich ein erstklassiges Fotomotiv, wie die vielen fotografierenden Passanten am Wegesrand beweisen. Bald darauf findet jeder seine eigene Geschwindigkeit. Die letzte Etappe. Jetzt ist endlich die Zeit zum Genießen gekommen. Fast könnte man sentimental werden!

Das große Ganze

Nun sind die Allgäu Classics 2023 Geschichte und wir frühstücken ein letztes Mal gemeinsam auf der nigelnagelneuen Köpfle Alpe. Es war alles dabei. Sonne und Regen. Höhen und Tiefen. Ein fulminantes Dinner mit integrierter Spielshow. Und natürlich: Die ein oder andere Panne gabs inklusive. Die Allgäu Classics waren trotzdem, waren gerade deswegen ein Fest.


Das liegt einerseits am Team. Andrerseits aber auch am Grundgedanken: Neben Spaß und Feierlaune, wissen die Veranstalter um ihre Verantwortung. So wird beispielsweise die Rainer Winter Stiftung unterstützt. Sie hilft bedürftigen, kranken und behinderten Kindern. Aber auch beim Thema Umwelt und Nachhaltigkeit, zeigt man Engagement. Der Allgäu Classics Mischwald gedeiht prächtig. Fichten, Tannen, Ahorne und Eichen – und mittendrin der Pate, der sich persönlich um die Pflanzen kümmert. Der pensionierte Kapo.


Nach vier Tagen dann fährt erstmals wieder jeder seinen eigenen Weg. In Erinnerung bleibt vieles. Nur manches davon hat auf diesen Seiten, diesen Bildern und zwischen diesen Zeilen Platz gefunden. Und der Rest?

Der bleibt in der Familie!

Autor: Benni Sauer

Thomas Bosshart von www.rückwärts-gang.de und Matthias Kunz

VW Käfer 1302, Baujahr: 1972, Startnummer: 1


„Wir sind zum ersten, bzw. zum zweiten Mal dabei. Unseren Käfer haben wir dafür leicht modifiziert. Als Basis dient jetzt ein Öttinger TSV 2000 Motor mit zwei Litern Hubraum. Etwa 126 PS am Rad. Dementsprechend mussten wir natürlich auch das Fahrwerk überarbeiten. Unser Höhepunkt war klar die Passage im Appenzeller Land: Wir durften während der Auffahrt einem Renault Turbo (Startnummer, 22 Baujahr 1985) folgen. Der Fahrer kannte die Strecke in und auswendig und wir konnten der Ideallinie perfekt folgen. Unser Krabbler fühlt sich hier in den Bergen also spürbar wohl! Für die nächsten Allgäu Classics bauen wir übrigens ein noch schärferes Auto. Details dazu sind aber noch top secret!“

Matthias Girlich ist nicht nur der Kopf hinter den Allgäu Classics, sondern auch für die AllgäuN Sports verantwortlich. Schon

am 22.9.2023 startet die Sportwagen-Rallye, auf den schönsten Straßen über die Alpen!


Weitere Infos unter: www.allgaeu-classics.de/sports

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