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Handgemachte Edelmesser mit individuellem Charme

Noch eine Idee, die dank Corona in die Tat umgesetzt wurde. Bereits zwei Jahre vor dem Virus, der die Welt veränderte, schmiedeten - im wahrsten Sinne des Wortes - Fabian und Martina Hofstätter neue Pläne. Der erste Lockdown bot die fehlende Zeit und so entstand in einem kleinen Kellerabteil mitten im Salzburger Alpenland die Edelmesser-Manufaktur mit dem klingenden Namen „Bergbluat“. 

Das Fundament dafür wurde bereits viel früher gelegt. Fabians Großvater und leidenschaftlicher Messersammler entfachte in ihm die Begeisterung für diese edlen Produkte. „Mein Opa hatte wahre Schätze bei sich zu Hause versteckt — alle an einem anderen Ort, damit sie so sicher wie möglich verwahrt waren. Wenn wir eines seiner Raritäten betrachten wollten, mussten wir vorher um Erlaubnis fragen und bis heute wissen wir nicht, ob wir jemals alle seine Kostbarkeiten zu Auge bekamen. Er hat daraus ein Mysterium gemacht. Das war und ist wohl der Grund für meine heutige Begeisterung.“ 


Selbst zum Werkzeug gegriffen hat Fabian erst Jahre später, um dem stressigen Alltag zu entfliegen. „Ich habe wohl an irgendeinem Punkt übersehen, dass ich keine Sekunde mehr für mich alleine hatte, also habe ich mir ein Hobby gesucht und mich in die Werkstatt zurückgezogen. Hier entstanden zunächst viele Geschenke aus Holz für Freunde und Verwandte. Mein erstes Messer habe ich 2015 angefertigt.“ 

Eine Klinge braucht zwei Seiten

Heute ist Fabian mit Martina verlobt und hat in ihr das perfekte Gegenstück — das Yin zu seinem Yang — gefunden. Natürlich wurde am Gipfel eines Berges auf über 2.000 Metern Seehöhe mit einem selbst gemachten Ring aus Holz um ihre Hand angehalten. „Fabian hat Hummeln im Arsch. Er kann einfach nicht ruhig sitzen. Das motiviert mich natürlich auch, er ist mein Antrieb sozusagen. Aber hin und wieder braucht er mich auch als Ruhepol, damit seine kreativen Ideen nicht ins bodenlose ausarten und er sich in irgendetwas verzettelt, das in seinem Zeitrahmen nicht machbar ist.“


Wo auf der einen Seite der kreative Künstler steht, ist auf der anderen die strukturierte Martina. „Sie unterstützt mich und bringt mich zur Ruhe, wenn ich sie brauche. Sie hilft mir Struktur in meine Ideen zu bringen und erdet mich, wenn es in meinem Kopf wieder drunter und drüber geht. Außerdem ist sie bei Bergbluat für alles Organisatorische zuständig, legt zusätzlich noch selber Hand an, wenn es um unsere Lederprodukte geht und macht eine strenge Qualitätskontrolle bei jedem einzelnen Produkt. Die perfekte Ergänzung zur mir — in der Liebe und im Unternehmen.“ 

Feinstens selektierte Materialien

Nicht nur Bergbluat steckt in den handgefertigten Edelmessern, sondern auch viel „Herzbluat“, Liebe zum Detail und vor allem die individuellen Wünsche jedes einzelnen Kunden. Nach einem persönlichen Gespräch über Telefon, E-Mail oder beim Kaffee werden zuerst die Materialien ausgewählt, die für das Edelmesser verwendet werden sollen, bevor eine Skizze des Produkts entsteht. Je nach Verwendungszweck wissen Fabian und Martina genau, welche Hölzer und Stähle sich am besten eignen, sodass die Langlebigkeit und gewünschte Optik des fertigen Messers gegeben ist. „Meistens fällt die Wahl auf Damast-Klingen, denn hier werden die Eigenschaften zweier Arten von Stahl kombiniert und sehen durch die Struktur auch noch sehr edel aus“, erklärt Fabian. 


Die Hölzer für die Griffe kommen — vorausgesetzt das Messer soll mit regionalen Materialien angefertigt werden — von Tischlereien aus der Umgebung. „Oft sind tropische Edelhölzer allerdings langlebiger, weil sie von Natur aus wasserresistente Eigenschaften besitzen und nicht aufwendig nachträglich mit Kunstharz oder Chemikalien behandelt werden müssen“, so Fabian. „Bei der Auswahl der tropischen Edelhölzer achten wir aber penibel auf ein Nachhaltigkeitszertifikat und darauf, dass die Hölzer entweder aus einem Altbestand kommen oder ein altes Möbelstück ausgemustert wird. Das Möbel wird dann zersägt und bekommt von uns in Form eines Messergriffs, Schneidbretts, Messerblocks oder auch als Grillzange, Kochlöffel, Schuhlöffel und vielem anderen, was man aus Holz machen kann, ein neues Leben.“


Der Stahl für die Klingen wird als Rohmaterial von europäischen Schmieden bezogen. Das Leder legt nur einen Transportweg von 40 km zurück und kommt von der Gerberei Ritsch aus Mittersill mit einer Familientradition seit 1893. 

Ein Edelmesser entsteht

Sind dann alle Materialien gemeinsam mit dem Kunden ausgewählt worden und in der Werkstatt angekommen, geht es an die Fertigung. Zuerst wird die Klinge grob aus dem Stahl geschnitten und die Konturen geschliffen, bevor die Schneid in ihre konische Form gebracht wird. Danach kommt der Stahl in den Ofen und wird bei über 1.000 Grad Celsius gehärtet, abgekühlt und danach noch einmal bei niedrigerer Temperatur angelassen, um die endgültige Härte, Schnittkraft und Widerstandsfähigkeit der Klinge zu erreichen. Jetzt erfolgt der Feinschliff und das Polieren. Damast wird zusätzlich noch geätzt, um das typische Muster der Klinge hervorzuheben. 


Nun wird die Klinge über die Zwinge, die aus Messing, Silber, Horn oder anderen individuell gewünschten Materialien besteht, in den grob vorgefertigten Griff eingefasst und per Hand eingefeilt. Sobald der Griff eingepasst ist, geht es um die Formgebung.

Im dritten Schritt entsteht der Griff – übrigens bei Bergbluat mit der Option den Griff an eine Hand anzupassen. „Das ist uns sogar schon ohne persönliches Maßnehmen gelungen. Ein Scan der Hand per E-Mail hat uns schon geholfen und die Kundin war mit dem Ergebnis sehr zufrieden“, sagt Martina. 


Zuletzt erfolgt das Nähen und gegebenenfalls Gravieren der eigens angefertigten Lederscheide. Summa summarum dauert die Herstellung eines Bergbluat Einzelstücks je nach Lieferzeit der Materialien und Aufwändigkeit des Messers zwischen einer und drei Wochen. 


Für all jene, die spontan ein Geschenk brauchen oder sich selbst etwas gönnen möchten, gibt es auf www.bergbluat.com einen kleinen, aber feinen Webshop mit Messern, die bereits fertig sind, und verschiedenste Holz- und Lederprodukte. Auch hier jedes für sich mit Liebe handgefertigt und ein Einzelstück.


Autorin: Karin Pasterer

Fotos: Bergbluat, MOKKA&IVY

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