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Erfahrung der Extraklasse

Einmal über die Deutsche Alpenstraße

Ein braunweißes Straßenschild, versehen mit einer Enzianblüte und der Aufschrift „Deutsche Alpenstraße“. Als Tagesausflügler, Skifahrer oder Pendler im Alpenraum kennt man diese Schilder ja nur zu gut. Aber wo führen sie eigentlich hin?

Deutschlands älteste Ferienstraße

Eines sei an dieser Stelle vorweggenommen: So wirklich irgendwo hin, führt die Alpenstraße eigentlich gar nicht. Es gibt einen Start- und einen Zielpunkt, ja. Die Route ist klar und auch über die günstigste Fahrtrichtung scheinen sich die meisten Befahrer im Klaren zu sein. Doch ein Ziel? 

Als ich diesen Roadtrip plante, und dazu muss ich anmerken, dass ich nun wirklich kein Hobby-Autofahrer bin, fand ich zunächst keines. Der Grund für meine bisherigen Autofahrten, war doch immer ein definiertes Ziel. Nicht anders beim Wandern oder Bergsteigen: Der Gipfel, das Ziel, da will ich hinauf, ankommen, mich umsehen und glücklich sein. Also: Was macht die Alpenstraße aus? Wo ist ihr Ziel versteckt?

Irgendwann, ich hatte bereits fast schon alle Informationen über die Deutsche Alpenstraße aufgesogen, beschloss ich, mich einfach überraschen zu lassen. Vielleicht finde ich es ja unterwegs, das Ziel. Und wenn es kein Ziel ist, dann ist es vielleicht ein Grund. Der Ansporn in ein Auto zu steigen und fast 500 Kilometer über den Asphalt zu fahren. 

Jetzt sitze ich hier, schreibe diesen Text und kann behaupten, nicht nur den Grund, sondern gleich auch noch das Ziel gefunden zu haben. Denn was sich anfangs nur wie eine schwammige Phantasie in meiner Hoffnung abbildete, würde mit jedem gefahrenen Kilometer klarer. Irgendwann konnte ich es dann ganz deutlich spüren. Das Feeling! Denn die Deutsche Alpenstraße ließ mich erleben, was die letzten Monate nicht möglich war. Endlich! 

I’m on the road again!

Schwäbisches Original

Nein, das ist kein Denkfehler und richtig, die Deutsche Alpenstraße gilt als Route der Bayerischen Originale. Doch auch mein Gefährt sollte der Deutschen Panoramastraße würdig sein. Immerhin soll die Sache ja auch Spaß machen und in diesem Planungspunkt finde ich tatsächlich recht schnell was ich suche – genauer: im Autohaus Allgäu in Kempten. Iridiumsilber. Über den Daumen gepeilt 200 PS. Diesel-Elektro-Hybrid. Vor mir glitzert der silberne Stern. Der würde doch eigentlich ganz gut passen.

Der Mercedes-Benz GLE 350 de 4MATIC SUV, mit sportlich-markanter AMG Line, faszinierender LED-Leuchtgrafik und beleuchteten Trittbretter in Aluminium-Optik. Und wie der passt! Früh morgens rausche ich damit also nach Süden, den Alpen entgegen und frage mich, welches Wetter mich wohl auf den kommenden Tagen erwarten wird. Genau genommen frage ich das natürlich nicht mich, sondern ich frage Mercedes – und bekomme eine Antwort: Sonne satt, kalte Temperaturen. So wächst die Vorfreude und zum ersten Mal auch das bereits erwähnte Gefühl Alpenstraße. Hallo Mercedes, schalte doch bitte das Radio ein!

Tag 1: Vom Bodensee nach Bad Tölz

Zum Zeitpunkt meiner Fahrt ist die Grenze nach Österreich dicht – zumindest für Freizeitfahrer wie ich es von nun an einer bin. Trotzdem lässt sie die Alpenstraße zur Gänze befahren. Grenzübertritte gibt es nämlich keine, bombastische Überblicke dagegen schon! Und auch die Übernachtungsfrage war schnell geklärt, denn soweit ist die Ferienstraße gar nicht von meiner heimatlichen Haustüre entfernt. Einzig die Etappenaufteilung bereitete mir Kopfzerbrechen. In neun Einzelsegmente ist die Deutsche Alpenstraße aufgeteilt. Neun in etwa gleich große Streckenabschnitte, die jeweils unter einem ganz eigenen Thema stehen. Mir aber bleibt nur ein Wochenende, lediglich zwei Tage, und so beschließe ich, was bleibt mir auch anderes übrig, so früh wie möglich am Bodensee mit meiner Panoramafahrt zu beginnen.

Die Sonne steht noch tief, aber der Himmel ist wolkenlos. Verschwunden ist der Schnee, der mich die Anfahrt über noch begleitete. Jetzt flattern Möwen über meinem Kopf und geben mit ihren Lauten der Szenerie einen mediterranen Touch. Die Alpenstraße beginnt für mich am schwäbischen Meer – allerdings an dem einzigen kleinen Uferstück, das Bayern zuzuschreiben ist. Hier bei Lindau rolle ich noch über die Landtorbrücke auf die Insel und schlendere zum Wasser. 

Das Leben auf dieser kleinen Insel wirkt auf den ersten Blick beschaulich, fast schon romantisch kitschig. Manches scheint in der Vergangenheit stehen geblieben zu sein. Enge, gepflasterte Sträßchen. Reger Betrieb. Menschen, die hier auf der Insel wohnen, zur Arbeit oder zum Einkaufen gehen. Während meine Finger im Bodenseewasser patschen, fühle ich mich wie inmitten mittelalterlicher Stadtmauern, zwischen denen ein gesundes, emsiges Treiben herrscht. 

Zurück ins Hier und Jetzt

Sieben Kehren und 400 Höhenmeter mit bis zu neun Prozent Steigung holen mich auf den Boden der Tatsachen, auf den Asphalt der Deutschen Alpenstraße zurück. Ich habe noch einiges vor mir und wenn ich so weiter mache, dann wird die Zeit knapp. Aber hetzen auf der Alpenstraße? Das wäre ein Unding. Und so nehme ich mir vor, während ich den hübschen Rohrach Anstieg hinaufkurve, jede Sekunde des Tageslichts zu nutzen. Denn nur um schnell von A nach B zu kommen, dafür ist die Alpenstraße nicht gemacht!

Etappe 1, von Lindau nach Oberreute liegt hinter mir. Mercedes und ich sind mittlerweile so etwas wie gute Freunde geworden. Das liegt natürlich an der schicken Optik, dem satten Fahrverhalten und dem Fahrassistenz-Paket Plus. Es liegt aber auch an Massagesitzen, dem gigantischen Panorama-Fensterdach und einem Wellness-Programm, das mittels Ambientebeleuchtung und leicht würzig holzigem Raumduft die Fahrt versüßt. Das Auto scheint es ganz offensichtlich gut mit mir zu meinen!

Gründe gäbe es eigentlich genug, hin und wieder rechts ranzufahren, die kalte Bergluft und den Ausblick zu genießen. Trotzdem aber hänge ich die zweite Etappe nahtlos mit dran. Denn wo vorher noch flache Wiesen und Felder das Bild bestimmten, schwingt sich die Umgebung jetzt sanft in die Höhe. So passiere ich die gesamte Nagelfluhkette, wo die ersten ernstzunehmenden Gipfel der Alpenstraße bestaunt werden können.

Bergstraße der Extraklasse – since 1927 

Die Berge, die von nun an den Straßenrand säumen, kenne ich gut. Sommers wie winters. Doch aus einem Auto heraus, einfach nur fahrend, um gefahren zu sein, ergibt sich ein ganz neues Bild. Ich beobachte. Wie sich die Landschaft verändert. Der Sonnenstand. Die Gestalt der Berge. Alles wandelt sich Minute um Minute und ich finde großen Gefallen an dieser stetigen Veränderung. Hier und da blicke ich zurück, oder aber ich schaue nach vorne, auf die immer steileren Berggipfel, die mich schon bald empfangen. Die Alpenstraße verbindet so ganze Gebirgsstöcke, ein Urlaubsziel mit dem nächsten, den Lieblingsgipfel im Sommer, mit dem Lieblingsskigebiet im Winter. Und plötzlich ergibt alles einen Sinn. Einen Sinn, der schon 1927 erkannt wurde. Eine Straße müsse her, die die Quertäler der Bayerischen Alpen zwischen Bodensee und Königssee verbände, visionierte man damals. 

Seit den 30er-Jahren gibt es nun schon die Streckenführung, so wie ich sie heute fahre. Hier und da gab es damals zwar Unklarheiten über Straßenverlauf, Bau- und Sprengarbeiten. Um ein Haar hätte man dabei fast ein echtes Naturwunder vom Berg gesprengt. Einer mutigen jungen Geologin ist es aber zu verdanken, dass der Gletschergarten erhalten blieb, eine vom Saalachgletscher vor 20.00 Jahren glattgeschliffene Felsflanke, die heute eine beliebte Attraktion am Straßenrand ist. 

Doch im Großen und Ganzen ist der Weg klar: Kurz gesagt ist die Deutsche Alpenstraße schlicht die schönste Möglichkeit, um vom Bodensee zum Königsee zu gelangen.

Kurvenreich ins Märchenreich

Über den Oberjochpass schleift sich die Straße Kehre für Kehre. 300 Höhenmeter überbrücke ich so mit meinem neugewonnenen Freund und oben angekommen funkeln uns zarte, durch die Luft schwirrende Eiskristalle entgegen. Jetzt muss ich doch rechts ranfahren. Von der Aussichtsplattform kann ich hinabschauen, dort wo sich die Asphaltschlange durch den Wald windet. Immer wieder spickt sie hervor, schlägt einen Haken, nur um wieder im verschneiten Wald zu verschwinden. Dahinter erhebt sich mächtig das weiße Imberger Horn. Und überall dazwischen schwirren feinste Blättchen gefrorenen Wassers. Eigentlich ist die Alpenstraße eine Unternehmung für den Sommer. Für Biker, Oldtimer- und Cabriofahrer. Warum ich aber im Winter fahre? Ganz einfach: Weil es traumhaft schön ist!

Hallo Mercedes, wie weit ist es noch nach Füssen? Nur noch ein Katzensprung. Ein paar Kilometer, vorbei am noch gefrorenen Grüntensee und schon kommen die ersten Bayerischen Originale ins Blickfeld. Nicht weniger als 25 ehrwürdige Burgen, Schlösser, Ruinen und Klöster liegen nämlich an der Deutschen Alpenstraße und das berühmteste von ihnen steht jetzt vor meiner iridiumsilbernen Motorhaube. Das Schloss Neuschwanstein. 

Magisch und märchenhaft, begleitet vom Schloss Hohenschwangau. 1,5 Millionen Besucher jährlich. Zweifelsfrei sind die Schlösser des Märchenkönigs Ludwig II. mit die stärksten Touristenmagnete der Alpen. Nicht ganz zu Unrecht, weswegen ich beschließe, mir die Gebäude und ihre Umgebung lieber aus der Ferne anzusehen. Ein kurzer Winterspaziergang, bevor ich die Fahrt zum Tagesziel angehe, ist doch jetzt genau das richtige.

Tag 2: Von Bad Tölz zum Königssee

Der gestrige Tag endete unter einem eiskalten, klaren Himmel. Durch das Panoramadachfenster sah ich noch die Zugspitze spektakulär in der Abendsonne glühen und als ich Walchen- und Kochelsee passierte, leuchtete die Natur in warmen Pastelltönen auf. Ein letztes Mal parkte ich den Wagen, und brach mit meinen Händen durch den stillen Wasserspiegel. Wie viel Zeit doch vergangen war. Zwischen dem warmen Klima am Bodensee und den unwirtlichen Temperaturen, die hier schon bald herrschen würden. Zwischen den zarten Hügeln des Vorallgäus und den kolossalen Felsriesen um mich herum. In diesem Augenblick kam ich an. Und ich fand das Ziel. Den Grund sich auf den Weg, auf die Alpenstraße zu begeben.

Der folgende Morgen beginnt dann sogar noch kälter. 17°C minus und mein Gefährte friert in der Einfahrt. Wieder möchte ich keine Zeit vergeuden, bin schon mit dem ersten Licht am Wagen und bedauere in diesem Moment, nicht gleich die Heizung vorprogrammiert zu haben.  

Hallo Mercedes! Freundlich werde ich beim Einsteigen zurückgegrüßt. Kurz zögere ich, beschließe aber dann doch, meinen Freund noch besser kennenlernen zu wollen. „Mercedes? Es ist Eis auf der Frontscheibe.“ Schon wird die Maschinerie in Gang gesetzt und eine sanfte Stimme klärt mich darüber auf, dass nun das Enteisungsprogramm gestartet wurde. Das zaubert mir dann schon ein Schmunzeln ins Gesicht und kurz nachdem ich das Navigationssystem aktiviert habe, genieße ich bei heimeliger Wärme die ruhige Morgenstimmung auf der Straße. 

Fulminantes Berg-Finale

So wie gestern der Kochelsee einschlief, so erwacht der Sylvenstein-Stausee: Kalt, sehr kalt! Tief eingeschnitten liegt er im Talkessel und die ersten Sonnenstrahlen zuckeln nur schüchtern hinter den Berggipfeln hervor. Was für eine grandiose Szenerie! So früh am Morgen habe ich sie noch ganz für mich allein, denn die Tagesausflügler liegen meist noch in den Federn.

Weiter führt mich die Alpenstraße, durchs sonnendurchflutete Chiemsee-Alpenland ins Chiemgau. Eine ursprüngliche, raue und archaische Landschaft. Erst recht, wenn sich im Spätwinter oder Frühjahr die Berge noch schneebeladen in die Höhe recken. Das kleine Sträßchen führt mich derweil vorbei am Hotel Feuriger Tatzlwurm. Hier soll es sich nämlich herumgetrieben haben, das beschuppte, schlangenförmige Schreckgespenst. Ein Drache, der die Menschen, die hier lebten, allesamt aufgefressen habe.

Während einem der kurzen und anregenden Spaziergänge, finde ich nach kurzer Suche eine mögliche Erklärung für diese Gruselgeschichte: Es donnert und faucht vor mir, sogar Rauch scheint aus den Tiefen aufzusteigen. Heute ist die Gegend um die Tatzlwurmwasserfälle gut mit Wegen und Brücken erschlossen. Wer früher aber nicht aufpasste, der konnte womöglich vom Weg abkommen – und vom Tatzelwurm gefressen werden.

Sagen, Fabelwesen, Geschichte und immer wieder das Panorama. Die Alpenstraße war für mich anfangs nicht viel mehr als ein zusammengepuzzeltes Konstrukt. Ohne Sinn oder Ziel. Nach dem zweiten Tag aber, als ich über den kalten Königssee blicke, den Watzmann bestaune und an der bildhübschen Kirche Maria Gern vorbeikurve, weiß ich, die Deutsche Alpenstraße selbst ist das Ziel. Zwei Tage war ich auf ihr unterwegs, staunte, lernte und fühlte.

Fünf, sechs, oder sieben Tage hätten es sein sollen, um wirklich alles mitzunehmen, was einen erwartet – wenn’s reicht. Denn die Alpenstraße verbindet nicht nur, sie erzählt. Und wer sich auf die Reise begibt, sich darauf einlässt und zuhört, der erlebt, im wortwörtlichen Sinne, eine besondere Erfahrung. 

Text: Benni Sauer

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