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Die Poesie der Erde

Südtirols Kellerei GIRLAN

Ein gutes Glas Wein, mehr braucht es oft nicht. Ob fruchtig oder rauchig, samtig oder hart, die Menschen machten aus dem vergorenen Traubensaft schon vor langer Zeit eine wahre Wissenschaft. Kein Wunder, denn der Wein ist für die Menschheit spätestens seit sie sesshaft wurde nicht mehr wegzudenken. Mehr als 7000 Jahre ist das nun schon her. Dank der Sesshaftigkeit konnten die jungen Winzer damals den optimalen Reifepunkt der Trauben abwarten und der Menschheit eröffnete sich ein Geschmackserlebnis, das noch viele tausend Jahre später in aller Munde sein sollte.

Die Geschichte des frühen Weinbaus spielte sich aber wider Erwarten nicht Italien ab. Georgier, Iraker, Iraner und Ägypter kultivierten schon früher die edlen Reben. Griechen, Franzosen und auch Italiener kamen erst später hinzu. Die Römer brachten den Wein schließlich nach Norden ins heutige Deutschland, im Süden nach Nordafrika und weiter westlich nach Spanien. 

„Einen Wein zu erzeugen ist ein Teil der eigenen Geschichte“
Der berühmte Weinort Girlan in Südtirol wurde 1085 erstmals erwähnt. Nur einen Steinwurf von Bozen entfernt, liegt er umzingelt von den Weindörfern der Südtiroler Weinstraße. Die Anbauflächen befinden sich hier auf einer Meereshöhe von 450 bis 550 Metern, auf Böden verschiedener Zusammensetzung. Sie sind das ideale Umfeld für den Anbau zahlreicher heimischer und internationaler Rebsorten. 

1932. In den historischen Gemäuern eines Bauernhofes wurde die Kellerei Girlan gegründet. In dem Gebäude aus dem 16. Jahrhundert legten damals 23 Weinbauern den Grundstein für den heutigen Betrieb. Dieser besteht mittlerweile aus rund 200 Winzerfamilien, die 220 Hektar Weinbaufläche bewirtschaften. Hinter den traditionsreiche Mauern des Hofes verbergen sich weitverzweigte Kellergänge, modernste Technologie und optimale Lagerbedingungen für außerordentliche Weine.

Girlan, selbst nur ein kleines Dorf mit 2.200 Einwohnern, ist umgeben von sanften Hügeln, die seit Jahrhunderten dem Weinbau verschrieben sind. Der mächtige Alpenhauptkamm schützt die dortigen, vorwiegend mineralreichen, sandigen und lehmigen Böden und schafft somit optimale klimatische Bedienungen für die Reben. Nach Süden, ins weite Etschtal hinein, öffnet sich das Land. Das Mittelmeerklima verbessert so die Klimaverhältnisse weiter. Zusätzlich verleihen starke Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, vor allem im Herbst, dem Wein einen feinen, ausgeprägten Duft und große Haltbarkeit. Hier, eingebettet in der hübschen Hügellandschaft, erstreckt sich der Großteil der Weinberge Girlans. Die gut durchlüfteten Weinberge fallen, je nach Hangrichtung, kühler oder wärmer aus. Der Kellerei ermöglicht das den Anbau einer breiten Palette Rebsorten. Diese einzigartige Beschaffenheit erlaubt es, unvergleichliche Weine herzustellen, mit ausgeprägtem und eigenständigem Charakter. Sie begeistern vor allem für ihre mineralische frische, klare Struktur und Authentizität.

Aber auch im weiteren Umfeld Girlans finden viele Rebsorten optimale Bedingungen. Der Blauburgunder, der auf Lehmböden mit hohem Ton- und Kalkanteil bei Mazon gedeiht. Auf der der Nachmittagssonne zugewandten Hangseite entwickelt sich seine besondere Weichheit und elegante Struktur. Die Region gilt daher als eine der besten Blauburgunder-Gebiete Italiens. Oder auf den hoch gelegenen Hügeln Montiggls, wo Gewürztraminer, Sauvignon und Rosenmuskateller wachsen. In der Nähe der Montiggler Badeseen erstrecken sich die Weinberge über Kalk-Schotter-Böden, die diesen Sorten ideale Verhältnisse bieten. 

Das Beste aus der Mitte Südtirols
Gerhard Kofler ist Kellermeister in Girlan und pflegt einen engen und persönlichen Kontakt zu den Weinbauern. Er berät sie in der Vegetationsperiode. Nur handverlesene Trauben, nach genauen Leseplänen geerntet, werden dann schonend zu einer der drei Qualitätslinien verarbeitet und vermarktet. Selektionen, Weingüter und Klassische Weine. Koflers Erfahrungsaustausch mit den Bauern ist eine essentielle Grundlage für Girlans Streben nach höchster Qualität. Für diese Qualität braucht es aber mehr als langjährige Erfahrung und mühevolle Handarbeit.

Das Terroir ist die Komplexität aller geographischen, geologischen, vegetativen und klimatischen Faktoren, welche die Einzigartigkeit eines Weinbaugebietes ausmachen. Ein Wort aus dem Französischen, für das es keine deutsche Übersetzung gibt. Es lässt sich jedoch aus dem lateinischen Wort terra, der Erde, ableiten. Menschen und Traditionen, die Girlans Weinbaugebiet seit Jahrhunderten prägen, fließen im Terroir-Gedanken zusammen. Der Wein soll ein Spiegelbild seiner Heimat sein, den Charakter seiner Herkunft ausdrücken. All dem zugrunde liegt aber das Terroir, die Erde. Karg und oft trocken wirkt sie tot, bis sich ein Spross ans Tageslicht kämpft, der seine Wurzeln immer tiefer streckt. Er überströmt alles mit Leben, seinem satten Grün und später im Jahr mit den schillernden, bunten Farben des Herbstes. Der Wein in unseren Gläsern, das strahlende Leben, mit unfassbar breiten Geschmacksfacetten und Farben, er entstammt direkt diesen kargen, manchmal leblos wirkenden Böden. Ein faszinierender Gedanke. 

Tradition und Fortschritt
Bereits in den Jahren 2009 bis 2011 erfuhr die Kellerei Girlan eine umfassende Modernisierung. Eine neue Traubenannahmestation, ein funktioneller Pressraum und ein neuer Gärkeller wurden in der Kellerei fertiggestellt. So kann eine optimale Lagerung gewährleistet werden, mit dem Ziel, Kunden trinkreife Weine anzubieten. Eine betriebseigene Photovoltaikanlage versorgt außerdem die Kellerei mit erneuerbarer Energie. Wieder ein schönes Beispiel, wie Tradition und Moderne Hand in Hand einhergehen. 

Fortschritt ist aber nicht nur an einem zeitgemäßen Umbau zu erkennen. Seit 2008 waren Gerhard Kofler und seine Kollegen auf der Suche nach einem ganz bestimmten Anbaugebiet. Dem optimalen Ort für den Pinot Noir, der in Südtirol schon seit Beginn des 19. Jahrhunderts angebaut wird. Er gilt als einer der elegantesten, zugleich aber auch anspruchsvollsten Rotweine und stellt selbst für erfahrene Winzer eine echte Herausforderung dar. Bei Mazon fanden die Profis schließlich nach jahrelanger, aufwändiger Recherche und nach unzähligen Tests mittels Ausbau kleinster Weinmengen eine Anbaufläche, die den Anforderungen der Sorte entspricht. Südwestlich ausgerichtet, liegt sie mit einer Neigung zwischen drei und fünf Prozent auf einer Höhe zwischen 360 und 380 Metern. Tiefgründige Ton- und Kalkböden und ein einzigartiges Mikroklima machen das Stück Erde zur Monopollage. Eine Niederschlagsmenge von 430mm und von April bis zur Lese sagenhafte 1270 Sonnenstunden ermöglichen den Pinot Noir Riserva Vigna Ganger: ein Wein, so einzigartig und unvergleichlich, wie die Lage, der er entstammt.

Die Kellerei Girlan hebt also einerseits weiterhin die historische Rebsorten Südtirols hervor, andererseits werden aber auch internationale Sorten angebaut, die mit dem Gebiet verwurzelt sind. All dies unter Berücksichtigung der von Mutter Natur diktierten Zeitabläufe. Diese Arbeitsweise ermöglicht es, die Unverfälschtheit in natürlicher Weise auf den Geist der Weine zu übertragen und dabei trotzdem modernste Technik zu nutzen. Dabei behält Girlan stets im Auge, dass die neue Zukunft mit der altbewährten Vergangenheit verbunden bleibt. Damit auch noch in vielen Jahren Genießer das Erlebnis der Südtiroler Weine spüren können. Die Geschmacksvielfalt, die Energie, das Leben, fast schon ein Mythos: Die Poesie der Erde.

Autor: Benni Sauer

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