0

VICTORINOX

„Never leave the planet without one!“

Es war Karl Elsener, der 1884 im Kanton Schwyz eine kleine Messerschmiede gründete. Heute führt Carl Elsener in der 4. Generation aus demselben Tal im Herzen der Schweiz ein längst weltweit agierendes Familienunternehmen mit Niederlassungen in den USA, Japan, Indien, Südamerika und China. Victorinox beschäftigt 2.100 Mitarbeitende, dabei stand der Gründer Karl Elsener auch schon einmal ganz alleine da. Die spannende Geschichte eines mutigen Mannes  und dem wohl nützlichsten Messer aller Zeiten.

Wer sich ein wenig am Nachthimmel auskennt, der weiß, dass man zu bestimmten Zeiten dort oben die ISS, die Internationale Raumstation als hellen Punkt beobachten kann. Im Weltall, mehr als 400 Kilometer über unseren Köpfen und mit unglaublichen 28.000 Kilometern pro Stunde, rast das technische Wunderwerk durch den Raum. Jedoch muss alles was dort oben ist, jedes noch so kleine Ausrüstungsdetail, mit gigantischen Raketen von unserer Erde aus ins All hinaufgeschossen werden – selbsterklärend, dass es dabei auf jedes Gramm ankommt. Auch selbsterklärend, dafür aber weitestgehend unbekannt ist aber auch, dass uns nicht nur Astronauten, Messgeräte und Solarpaneele täglich mehrfach umrunden, sondern auch Taschenmesser aus dem Hause Victorinox. 

Zugegeben: Dass Victorinox nicht nur die ganze Welt, sondern auch schon den Weltraum erobert hat, das hört sich eher wie das fulminante Finale einer Erzählung an und sicher hätte Karl Elsener nicht einmal im Traum gewagt daran zu denken. Doch das Schweizer Familienunternehmen sieht sich selbst im All noch lange nicht am Ziel: Erst dieses Jahr wurde ein neues Distributionszentrum in Seewen, ebenfalls im Kanton Schwyz und nur wenige Kilometer vom Headquarter entfernt, eröffnet. Zentral, effizient, nachhaltig. «Es ist das erste Mal in der Geschichte von Victorinox, dass ein Bahnwagen bis vor die Türen des Victorinox-Lagers fahren kann, und dies alles ausschließlich auf dem Schienenweg», erklärt CEO Carl Elsener stolz. Mit dem neuen Zentrum gelang Victorinox ein weiterer Meilenstein, der die Logistik optimiert, Prozesse rationalisiert und die Effizienz und Nachhaltigkeit enorm steigert.

Mit welcher Philosophie die Messermacher an den Bau des neuen Distributionszentrums herangetreten sind, zeigt nicht nur den starken Nachhaltigkeitsanspruch des Unternehmens, sondern auch, in welchen Maßstäben es agiert. 40 Millionen Produkte sollen von hier aus versendet werden – jährlich! Das ist nicht nur ein klares Bekenntnis zum Standort in der Schweiz, sondern trägt auch eine starke Message: Die Geschichte von Victorinox ist lang – und sie ist keineswegs zu Ende!

Erst vergangenes Jahr eröffneten die Schweizer einen Brandstore in der Berliner Innenstadt. 90 Quadratmeter, auf der Kunden die ganze Victorinox Produktewelt erleben können. Victorinox ist nämlich längst mehr als nur ein kleines rotes Messer. Küchenmesser aller Art, für den Haushalt, aber auch den Berufsalltag. Präzise aus strapazierfähigem Stahl gefertigt, gibt es für jeden Kücheneinsatz das optimale Werkzeug. Und auch wenn das Messer das wohl wichtigste Werkzeug der Menschheit ist, Victorinox steht auch für edle Uhren, die ähnlich wie die Messer, durch erstklassige Mechanik, vollendete Ästhetik und höchste Präzision eine weltweite Bekanntheit erlangt haben. Diese Eigenschaften ziehen sich auch über die Produkte der Schweizer Kultfirma: Victorinox-Gepäckstücke sind wahre Globetrotter und Funktionalisten par excellence. Handgepäck, Umhängetaschen, Koffer und Tragetaschen mit Konzept und ergonomischer Gestaltung. Interessant abgerundet wird die Produktpallette von Victorinox-Düften. Parfums, die allesamt die Geschichte der Schweiz erzählen, immer modern, aber auch naturnah. Bergluft. Pulsierende Energie. Kristallklares Wasser. Vitalisierendes Stadtleben. 

«Seit 2008 investieren wir an ausgewählten Standorten in eigene Retail Stores, um unsere Marke und die gesamte Produktewelt von Victorinox erlebbar zu machen,» sagt Victorinox CEO Carl Elsener. «Deutschland ist unser wichtigster Auslandsmarkt in Europa, unsere Produkte werden hier aufgrund ihrer Qualität ganz besonders geschätzt. Berlin stand schon lange auf unserer Wunschliste. Wir sind froh, den Standort so nah am Ku’Damm gefunden zu haben und den Brandstore wie geplant im schwierigen Jahr 2020 eröffnen zu können“. So äußert sich Elsener, der das Unternehmen nicht nur in vierter Generation führt, sondern im deutschen Markt bereits seit 2013 mit einem eigenen Brand Store in Deutschland vertreten ist.

Eine Idee, die schon mehr als einhundert Jahre alt ist aufrechtzuerhalten, sie sogar weiterzuentwickeln, ist keine einfache Aufgabe. Die Herangehensweise der Schweizer dagegen klingt schon fast simpel: «form follows function». Die Produkte sollen nicht einfach schön aussehen, sondern auf engstem Raum eine optimale Funktion bieten. Es ist die Reduktion auf die Funktion, jener Grundsatz, nach dem schon 1884 die praktischen Messer ausgetüftelt wurden. 400 Modelle mit bis zu 80 verschiedenen Funktionen sind heute auf dem Markt. Den Küchenmessern folgten hochwertige Bestecksets, edle Damastklingen und limitierte Sammlereditionen. Und auch in den anderen Bereichen geht Victorinox mit der Zeit.

So sind neue Ideen und echte Innovationen Antrieb im Hause Victorinox. Sogar eine Ideenplattform wurde auf der Internetseite eröffnet. So können Kunden selbst Vorschläge zu Verbesserung und Optimierung einsenden. Ein solcher Input kam dabei von Philipp Schwander – dem ersten Schweizer Master of Wine. Er regte an, den Korkenzieher des Taschenmessers so zu überarbeiten, dass ein verlässliches Instrument für professionelle Sommeliers und Weinliebhaber entsteht. Victorinox nahm sich der Sache an und entwickelte in vier Jahre langer Arbeit den Wine Master. Mit seiner Hilfe lassen sich Flaschen einfach und intelligent öffnen, wobei die zusätzliche Spiralwindung das Brechen des Korken verhindert. Noch cleverer ist die einzigartige zweistufige Stütze zum sicheren Entkorken. Eben ganz form follow function, wobei ein edles Nussbaumholz dem Wine Master einen außerordentlich ansprechenden Look verpasst. 

Dreht man die Uhr nun ein wenig zurück, ins Jahr 2017, läuft zu dieser Zeit das fünfhundertmillionste Taschenesser übers Band. Ein beeindruckender Weltrekord, der mit einer limitierten Sammleredition gefeiert wurde. 

  • Sechs Jahre zuvor (2011) erhielt Carl Elsener III. einen Platz in der BLADE Magazine Hall of Fame, was einem Ritterschlag für alle gleichkommt, die einen außergewöhnlichen Beitrag zur Messerwelt geleistet haben. 
  • 2007 übernimmt Carl Elsener IV die Geschäftsführung
    und treibt den Ausbau von Victorinox zur globalen
    Multiproduktmarke voran.
  • 2005 übernahm Victorinox die traditionsreiche Schweizer Messer- und Uhrenherstellerin Wenger SA.
  • 1999 betritt Victorinox den internationalen Reisegepäckmarkt.
  • 1994 dann die Gründung der Carl & Elise Elsener-Gut
    Stiftung zur Unterstützung sozialer Projekte in der
    Schweiz und im Ausland.
  • 1989 steigt Victorinox mit seinem US-Vertriebspartner in
    das nordamerikanische Uhrengeschäft ein.
  • 1984, das Unternehmen war da bereits einhundert Jahre alt, wurden Produktions- und Geschäftsflächen verdoppelt. 

Die legendären Messer waren zu diesem Zeitpunkt schon in aller Welt bekannt. Kunde war, neben Armeen und Streitkräften von mehr als 20 Ländern, aber auch damals schon die NASA, die in der Schweiz 50 Master Craftsman Offiziersmesser bestellte. 

Je weiter man in die Vergangenheit blickt, desto spannender werden die Ereignisse. Das Original Schweizer Taschenmesser wurde 1977 Teil einer Designausstellung des Museum of Modern Art in New York. Sicherlich waren daran in Europa stationierte US-amerikanische Soldaten nicht unbeteiligt, die das Messer nur zu gern als Souvenir in die Staaten brachten. Mehr als zehn Jahre vor dem zweiten Weltkrieg wurden allerdings schon die Arbeitsschritte automatisiert, denn damals wie heute, war Victorinox immer schon ein fortschrittlicher Betrieb mit außergewöhnlicher Voraussicht. So erhielt im Jahre 1931 die Firma Brown Boveri von Victorinox den Auftrag, in Ibach die erste vollelektrische Härterei der Welt einzurichten. Eine gleichbleibend hohe Qualität sämtlicher Messer konnte fortan sichergestellt werden.

Anfang des 20. Jahrhundert wurde der rostfreie Stahl erfunden. Dieses, auch Inox genannte Material, war für die Messerindustrie von zentraler Bedeutung und so entschloss sich Karl Elsener, der die Messer bisher nur unter dem Namen seiner Mutter Viktoria vertrieben hatte, 1909 dem Firmennamen die Silbe Inox hinzuzufügen. Victorinox war geboren. Das Emblem, das berühmte Schildkreuz, ist heute sogar in 120 Ländern geschützt.

Doch Karl Elsener, der die Messerschmiedwerkstatt in Ibach-Schwyz selbst eröffnet hatte, stand aber am Ende des 19. Jahrhunderts nicht etwa vor einem florierenden Geschäft, sondern viel mehr kurz vor dem Aus. Zwar war selbst damals schon die Schweizer Armee ein starker Kunde, den er übrigens nur mithilfe der Gründung des Verbandes Schweizerischer Messerschmiedmeister gewinnen konnte, doch waren die Soldatenmesser relativ schwer und ursprünglich nur zum Essen und für die Wartung der Gewehre gedacht. Viele Elseners Kollegen gaben in dieser Zeit auf, nicht zuletzt auch, weil damals im Deutschen Solingen leichtere und kostengünstigere Messer in Massenproduktion hergestellt wurden. 

So wurde es still um Karl Elsener. Am Ende war er sogar der Einzige, der überhaupt noch an der Idee festhielt. Es war ein mutiger Kraftakt, der finanziell mit einem herben Verlust einherging, doch Elsener ließ nicht los. Er tüftelte und entwickelte eine leichtere, funktionellere Version des Soldatenmessers, das Offiziers- und Sportmesser. Dieser nützliche, durchdachte Helfer brachte endlich den lang erhofften Durchbruch. Karl Elsener konnte seine Gläubiger inklusive aller Zinsen entschädigen und brachte den Ball endgültig ins Rollen. Am 12. Juni 1897 wurde das Schweizer Offiziers- und Sportmesser gesetzlich geschützt und Victorinox eroberte die ganze Welt.

Victorinox flog seitdem mit Bertrand Piccard 1999 im Ballon Orbiter 3 in 20 Tagen um die Welt. In der Kult-Fernsehserie McGyver befreit sich der Hauptdarsteller immer wieder aus brenzligen Situationen, natürlich immer mit einem echten Victorinox. Und es begleitete sogar im Weltraum den kanadischen Astronauten Chris Hadfield, jenem sympathischen ISS-Kommandant, den viele nur kennen, weil er in der Schwerelosigkeit des Alls doch wirklich mit einer Gitarre Bowies Space Oddity performte. Er war es, der 1987 an der russischen Raumstation MIR andocken wollte, als die Luke klemmte. Selbsterklärend, dass es eines der kleinen roten Helferchen aus der Schweiz war, mit dem er sich kurzerhand Zutritt zur MIR verschaffte und die Expedition zu einem glücklichen Ende bringen konnte. Eine gelassene Bescheidenheit ist Hadfield, wie Carl Elsener übrigens auch, schon zuzuschreiben, denn Hadfield äußerte sich zu dem Einsatz nur ganz kurz mit einem Satz: „Never leave the planet without one!“
Text: Benni Sauer

Nichts mehr verpassen mit Alpstyle-Abo!

Abos & Preise

Aktuelle Stories lesen

11 Apr., 2024
Was die Alpen sind? 
09 Apr., 2024
Gleich bei Ihrer Ankunft wird Sie der atemberaubende Blick auf Ettal, das Kloster und die Berge begeistern – Weitblick, den Sie von unserer Hotelterrasse, vom Panoramafenster im Wellnessbereich und vielen Zimmern genießen können. Oberhalb von Ettal, abseits vom Getümmel der Straßen, bleibt die Zeit für einen Moment stehen.
09 Apr., 2024
Das Vier-Sterne-Superior Parkhotel am Soier See liegt gut 60 Autominuten von Augsburg und München entfernt, am Ufer des Soier Sees.
mehr
Share by: